Zur Erinnerung: Im Jahre 2001 formierte sich in Kundl eine Bürgerinitiative und in weiterer Folge die Umweltplattform Tiroler Unterland mit Sprecher Dr. Michael Riedl (gest. 16. März 2009), die sich vehement, sachlich und mit Argumenten untermauert gegen die Errichtung eines Müllofen im Großraum Kundl – Wörgl massiv wehrten.
Ja, wir waren damals gut. Vor allen Dingen waren wir gut vorbereitet und gut informiert. Wir haben gezeigt, dass mit Engagement und gutem Willen durchaus ein fachlicher Überblick zu erreichen war. So war es auch kein Zufall, dass eine Überkapazität am Markt entstand, sondern eine einfach vorhersehbare Tatsache, die 2010 von Remondis ausgesprochen wurde. Man konnte aber schon vorher auf Grund der Genehmigungen und Baufortschritte ganz leicht prognostizieren, dass es zu dieser Überkapazität kommen sollte. Die jeweiligen Politiker waren immer nur darauf aus, Argumente für die jeweils vertretene Gruppierung zu finden. Es wurden teure Studien in Auftrag gegeben, nur mit dem einen Ziel, das eigene Projekt durchzupeitschen, und Beamte wurden beauftragt, Argumente zu finden und durchzusetzen. Allerdings waren sich die Raubritter nicht einig, und jeder wollte mehr von der „fetten Beute Müll“ haben, auf Kosten der Bürger. So wurde unverständlicher Weise zugeschaut, wie die Deponie Riederberg zur Goldgrube wurde, die man dann in die Pleite rauschen lies. Und damit blieb das Land auf einer Menge Kosten und Pflichten sitzen.
Na da war vorher doch der Bürgermeister von Kundl, der als sein politisches Meisterstück für seine Karriere zeigen wollte, wie er die Kundler im Griff habe, und über seine Fehleinschätzung stolperte. Da kam später dieser Landesrat, der wie ein Fahrverkäufer und Schausteller mit seiner Show durchs Land tingelte, aber irgendwann feststellen musste, dass andere eine bessere Show machten.
Dann probierte man doch glatt, den Leuten weiß zu machen, dass Arbeitsplätze in der Sandoz an einer Müllverbrennung in Kundl hängen würden.
Aber es war auch ein lehrreicher Prozess. Und dann war da noch ein absolut chaotisches uninformiertes Medium, die zu allen möglichen und unmöglichen Zeitpunkten als Sprecher einer der Gruppierungen auftrat. Ich kann mich noch an einige Beiträge erinnern.
Aber auch hier war es ein lehrreicher Prozess. Wir haben gelernt, dass die Medien immer wieder gesteuert und gezahlt werden, und dass man unterschiedliche Meinungen und vor allen Dingen Fakten im Internet und bei engagierten Leuten und einigermaßen fairen Fachleuten finden kann. Wenn man den jetzt in den Medien genannten geringen Spielraum des Landes betrachtet, so wäre der Spielraum (vor allen Dingen der finanzielle Spielraum) wohl noch wesentlich geringer, wenn man eine MVA gebaut hätte.
Nachdem MVAs eine lange Laufzeit haben, wird das Überangebot nicht vor 30 Jahren verschwinden. So gesehen ist der Handlungsspielraum der Glücksritter, die mit dem Müllkuchen Geld verdienen wollen, wirklich gering.
Wenn man im Land ein wenig Hausverstand hat, lässt man den jetzt ganz gut funktionierenden Zustand weiter laufen. MVAs und damit das Überangebot verschwindet nicht und damit bleibt die aktuelle Situation für das Land profitabel.
Wie sieht die Tiroler Mülllösung jetzt aus?
Die Abfallverbände IKB (Innsbrucker Kommunalbetriebe) und ATM (Abfallwirtschaft Tirol Mitte) haben die mechanische Abfallsortieranlage Ahrental – MA Ahrental in Betrieb genommen.
Das Land Tirol (beziehungsweise eine 100% Landesgesellschaft) sucht jetzt Interessenten für die Errichtung eines Ersatzbrennstoffkraftwerkes, in dem die aufbereiteten Abfälle (EBS) verbrannt werden.
Wussten Sie dass, was sind Ersatzbrennstoffe (EBS)?
So genannte Ersatzbrennstoffe werden in industriellen Feuerungsanlagen, Kraftwerken, Hochöfen und Zementwerken eingesetzt. Damit der Energiegehalt dieser Abfälle überhaupt genutzt werden kann, ist häufig eine vorherige mechanische Aufbereitung wie z.B. im Ahrental bei Innsbruck erforderlich. Zum Einsatz kommen einerseits heizwertreiche gewerbliche und industrielle Rückstände wie Reststoffe aus der Papierindustrie, Stanzabfälle aus Gummi und Kunststoff, Altöle, andererseits aber auch heterogene heizwertreiche Fraktion aus Haushalten (z.B. Leichtverpackungen aus Kunststoff) und gewerblichen Abfallgemischen.
Was sagt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland dazu?
Nachteil: Deutlich geringere Anforderungen an die Abgasreinigung als die Abfallverbrennungsanlagen, in denen die Abfälle bisher „entsorgt“ wurden. Häufig wird die Bevölkerung bewusst im Unklaren gelassen, dass es sich keineswegs um eine schadlose energetische Verwertung, sondern um neue, billige Müllverbrennungsanlagen handelt. Fortschritte in der Luftreinhaltepolitik werden so konterkariert – weiteres Umweltdumping droht.
Nachdem zur Verbrennung der heizwertreichen Fraktion (EBS) möglicherweise auch ein Kundler Industriebetrieb in Frage kommen könnte, werden wir weiterhin wachsam bleiben. Wir sind nicht wirtschaftsfeindlich, lehnen aber auch einen „Müllofen light“ ab.
Weitere Infos zum Thema Müllofen: www.bkl-kundl.com
12.04.2014
Michael Dessl
Grundsätzlich wurde eine Dreiteilung politisch vereinbart:
1. Das Land erhält Regelungskompetenz (auch für die Verbringung der Abfälle außerhalb Tirols – TAWG Novelle) und legt die Standorte per Verordnung fest. √
2. Die Abfallwirtschaftsverbände und die Stadt Innsbruck errichten und betreiben die notwendigen Sortieranlagen. √
3. Das Land (beziehungsweise eine 100% Landesgesellschaft) sucht Interessenten für die Errichtung eines Ersatzbrennstoffkraftwerkes, in dem die aufbereiteten Abfälle verwertet werden. X
Kommentar: Schritt 1 und 2 wurden mit der Inbetriebnahme der MA Ahrental erledigt. Um die Tiroler Mülllösung abzuschließen, fehlt noch der Schritt 3. Die Verwertung der aussortierten heizwertreichen Fraktionen im Hochofen oder als Ersatzbrennstoff in der industriellen Wärmeproduktion.
Fazit:
Verwertet werden EBS zusammen mit konventionellen Brennstoffen in der sogenannten Mitverbrennung, vor allem in Zement-, Kalk-, Braunkohle- und zum Großteil in Industriekraftwerken (heizwertreiche Fraktion) sowie in Müllverbrennungsanlagen oder als alleiniger Brennstoff in EBS-Kraftwerken.
Was sind Ersatzbrennstoffe (EBS)?
Brennbare Abfälle werden zunehmend nicht nur in thermischen Abfallbehandlungsanlagen, sondern auch als so genannter Ersatzbrennstoff in industriellen Feuerungsanlagen, Kraftwerken, Hochöfenu und Zementwerken eingesetzt. Damit der Energieinhalt dieser Abfälle überhaupt genutzt werden kann, ist häufig eine vorherige mechanische Aufbereitunge erforderlich. Zum Einsatz kommen einerseits heizwertreiche gewerbliche und industrielle Rückstände wie Reststoffe aus der Papierindustrie, Stanzabfälle aus Gummi und Kunststoff, Altöle, die sich durch Homogenität und gleich bleibende Brennstoffeigenschaften auszeichnen, andererseits aber auch heterogene heizwertreiche Fraktionen aus Haushaltsabfällen (z.B. Leichtverpackungen aus Kunststoff) und gewerblichen Abfallgemischen.
Energetische Verwertung von Abfällen in Industrieanlagen und Kraftwerken Umweltdumping durch "EBS" -Anlagen?
Am 1. Juni 2005 trat ein bundesweites Ablagerungsverbot für behandlungsbedürftige Abfälle auf Deponien in Kraft. Seitdem werden in zunehmendem Maße so genannte Industrieheizkraftwerke geplant und gebaut, um den durch Vorbehandlung zu „Ersatzbrennstoff“ (EBS) umdeklarierten Abfall zu beseitigen. Nachteil und ökonomischer Anreiz zugleich ist, dass die Verwertungsanlagen (Zementwerke, Kraftwerke, Feuerungsanlagen) deutlich geringere Anforderungen an die Abgasreinigung einhalten müssen als die Abfallverbrennungsanlagen, in denen die Abfälle bisher „entsorgt“ wurden. Häufig wird die Bevölkerung bewusst im Unklaren gelassen, dass es sich keineswegs um eine schadlose energetische Verwertung, sondern um neue, billige Müllverbrennungsanlagen handelt. Fortschritte in der Luftreinhaltepolitik werden so konterkariert – weiteres Umweltdumping droht.
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com