Nachdem das Inn-Hochwasserschutzprojekt in den vergangenen Monaten weiter optimiert worden war, hat der Kundler Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung den Beitritt zum Wasserverband mit 13 zu 2 Stimmen beschlossen. Der Beitritt zum Wasserverband ist die rechtliche Basis zu weiteren Verhandlungen mit den Grundeigentümern. Am Ende der Verhandlungen stehe immer noch das Ziel die Zustimmung von allen Grundeigentümern zu erlangen. Die Verhandlungen mit diesen wird auch nach einer etwaigen Verbandsgründung weitergeführt.
Entscheidungsgrundlage:
Basis für die Gründung des Wasserverbandes „Hochwasserschutzverband Unteres Unterinntal“ ist die „Abflussuntersuchung und Gefahrenzonenplanung Inn“ die aufgrund des Hochwassers 2005 vom Land Tirol in Auftrag gegeben wurde und vom Ingenieurbüro Schönherr bis zum Jahr 2013 erarbeitet wurde. Diese Planung wurde im Jahr 2016 überarbeitet und ist am 13.02.2018 (nach Durchlauf des dafür vorgesehen behördlichen Verfahrens) vom Bundesministerium offiziell genehmigtund freigegeben worden.
Aufgrund dieses Gefahrenzonenplanes wurde im Jahr 2014 von Seiten des Landes Tirol damit begonnen, ein Hochwasserschutzprojekt für den Bereich von Rattenberg/Kramsach bis Wörgl/Angath zu erarbeiten, welches für den Hochwasserfall-HQ100 vorsorgen soll. Zu diesem Zwecke werden Retentionsräume verwendet, die schon bisher in der roten Zone liegen und bei einen Hochwasserfall-HQ100 sowieso geflutet sind.
Ergebnis für Kundl:
Das Schutzprojekt in der aktuellen Fassung wurde für Kundl optimiert: durch den verstärkten Einsatz von Mauern anstatt von Dämmen, durch die Reduzierung des Freibords und durch die Anpassung der Dammhöhen werden die landwirtschaftlichen Überflutungsflächen im Gemeindegebiet von Kundl von 238 ha schlussendlich auf 36 ha reduziert (diese 36 ha können auch weiterhin landwirtschaftlich bewirtschaftet werden, werden aber bei einem Hochwasserereignis geflutet und müssen anschließend wiederhergestellt und entschädigt werden.) Damit ist der dauerhafte Erhalt von hochwertigen Wirtschaftsflächenfür die Landwirtschaft in Kundl sichergestellt.
Das Kundler Gewerbegebiet am Weinberg und am Schmelzerweg, die Wohngebäude bis zum Sportplatz sowie das Gewerbegebiet Kundl Ost (Liesfeld) werden durch das Hochwasserschutzprojekt hochwassersicher: es kommen rd. 33 ha Bauland aus den Überflutungsflächen heraus! Außerdem werden damit auch 18 landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäudeunmittelbar hochwassersicher.
Die Gespräche mit den Kundler Grundeigentümern über Grundeinlösen und Grundtäusche wurden von der Abteilung Bodenordnung des Landes Tirol geführt und können ab Bestehen des Wasserverbandes umgesetzt werden, wobei die Zurverfügungstellung von Ersatzflächen absolut Vorrang hat.
Der am stärksten betroffene Kundler Hofstellenbesitzer hat nach den Gesprächen mit der Abteilung Bodenordnung seine grundsätzliche Zustimmung zur Aussiedlung abgegeben. Die Abt. Bodenordnung wird auch nach Gründung des Wasserverbandes weiterhin das Projekt mit den Grundeigentümern begleiten. Es muss betont werden, dass es vordergründig darum geht, den Schutz von Wohnhäusern, Hofstellen, Betrieben und Menschen dem Schutz von landwirtschaftlichen Flächen vorzuziehen.
Entschädigungsmodell für Retentionsflächen:
Land Tirol und Landwirtschaftskammer Tirol haben ein umfangreiches Entschädigungsmodell für die Grundeigentümer entwickelt. (Quelle: Bauernzeitung Nr.25 / 21 Juni 2018)
Was wird entschädigt?
Mehr dazu: Hochwasserschutz Unteres Unterinntal
Kommentar Michael Dessl:
Verhandlung mit den Grundeigentümern brauchen Rechtssicherheit. Es gibt keine Alternative zur Gründung eines Wasserverbandes. Alternativen (z.B. Alpine Retention) dazu wurden geprüft. Bisher haben 6 Gemeinden dem Wasserverband zugestimmt, ausständig sind noch Radfeld und Angath. Ein weiterer Wasserverband "Mittleres Unterinntal" rund um Schwaz mit 13 Gemeinden ist in der Gründungsphase.Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat der Marktgemeinde Kundl intensiv mit dem Projekt „Hochwasserschutz Unteres Unterinntal“ bzw. mit der erforderlichen Gründung eines Wasserverbandes. Zurückblickend möchte ich daran erinnern, dass zu Beginn der Planungen für das Hochwasserschutzprojekt „Kramsach bis Angath“ ein einziger Retentionsraum in Kundl und Radfeld vorgesehen gewesen wäre. Die Gemeinde Kundl hätte es dabei mit einer Staufläche von 238 Hektar am stärksten getroffen. Für diese Variante hat es daher seitens der Gemeindeführung niemals eine Zustimmung gegeben. Als Vizebürgermeister war es mir immer wichtig, bei den ahlreichen Planungstreffen,den Gesprächen in der BH-Kufstein oder den Sitzungen in der Projektgruppe bzw. den von mir geleiteten Landwirtschaftsauschuss mit Einbindung aller politischen Fraktionsvorsitzenden für die Gemeinde Kundl, die Kundler Grundeigentümer und die am stärksten betroffene Hofstelle eine tragbare Lösung zu finden. Trotz kontroversiell geführter Diskussionen und Meinungen darf man nämlich nicht vergessen, dass auch wir in der Gemeinde Kundl vom Hochwasserschutzprojekt enorm profitieren. Ich bin davon überzeugt, dass das nunmehr erzielte Verhandlungsergebnis ein sehr gutes Ergebnis ist. Das Schutzprojekt in der aktuellen Fassung wurde für Kundl wesentlich optimiert. Mit dem mehrheitlichen Beschluss des Gemeinderates zum Projekt „Hochwasserschutz Unteres Unterinntal“ und mit dem Beitritt zum Wasserverband ist sichergestellt, dass die landwirtschaftlichen Flächen weiterhin bewirtschaftet werden können. Kommt es zu einem Schadensereignis, werden diese wiederhergestellt und die Eigentümer erhalten eine faire Entschädigung. Auch das Kundler Gewerbegebiet am Weinberg und am Schmelzerweg, die Wohngebäude bis zum Sportplatz sowie das Gewerbegebiet Kundl Ost (Liesfeld), werden durch das Projekt hochwassersicher. Außerdem werden damit 18 landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude unmittelbar gegen ein Hochwasser geschützt. Das erzielte Verhandlungsergebnis ist ein sehr gutes Ergebnis und ich bin zuversichtlich, dass auch die weiteren Gespräche mit den vom Projekt hauptbetroffenen Grundeigentümern positiv abgeschlossen werden können.
Beste Grüße
Vizebgm. Michael Dessl
Wörgl wird am meisten vom gemeinsamen Hochwasserschutz unter den acht Gemeinden profitieren. Seit Jahrzehnten betonieren sie ihre eigenen „Retentions- und Grünflächen“ ungehindert und teilweise sinnlos zu, wo „geschaffener“ Arbeitsplatz und der Verbrauch an Grünflächen in keinem Verhältnis mehr stehen z.B. Europas größte Tankstelle uvm….
Der einfachste aus diesem Dilemma führende Weg stellt für die Stadtpolitiker die Möglichkeit dar, die Retentionsflächen von den umliegenden Gemeinden einzufordern und diesen somit eine enorme und alleine nicht bewältigbare Last aufzuzwängen.
Für die Stadtpolitiker in Wörgl steht fest, dass ein Retentionsbecken in Wörgl „nicht in Frage kommt“, da der technische Aufwand dafür zu hoch sei.
Die bestehende Sachlage, nämlich dass das „ins Auge gefasste Retentionsbecken“ in Wörgl sehr wohl aktiv geflutet werden kann, widerlegt diese fragwürdige Hypothese. Siehe Hochwasserschutz Planungstreff III für den Raum Brixlegg bis Wörgl am 30.7.15.
Nicht die Findung von Retentionsflächen stellt in dieser Fragestellung ein Hindernis dar, sondern die ablehnende und selbstbezogene Haltung der Stadt Wörgl ist der wesentliche Auslöser dieser misslichen Lage – es fehlt die Erkenntnis, dass nur gemeinsam das Projekt Hochwasserschutz in Angriff genommen werden kann und im Sinne aller beteiligten Gemeinden gehandelt werden muss. Eine fairere Flächenaufteilung und ein gemeinsames Miteinander ist daher unumgänglich!
Aufgrund der Interventionen von den Gemeinden Kundl und Radfeld wurde erst nach neuen Retentionsflächen gesucht. Neu im Boot sind Kramsach und Angath.
Die Gemeinden Brixlegg, Kramsach, Rattenberg, Radfled, Breitenbach, Kundl, Wörgl und Angath erteilten beim Planungstreff am 3.11.15 dem Land Tirol den Auftrag für die Detailplanung zum gemeinsamen Hochwasserschutz.
Retentionsflächen:
Nach den ursprünglichen Vorstellungen des Landes hätten die Retentionsflächen in Kundl/Radfeld von derzeit 3.1 Millionen Kubikmetern auf 7.8 Millionen Kubikmeter aufgestockt werden sollen, um die beim Dammbau in Wörgl wegfallenden Retentionsflächen zu kompensieren. Das Bauprojekt, so der weitere Plan des Landes, sollte im Rahmen eines regionalen Wasserverbandes der Gemeinden Kundl, Kramsach, Brixlegg, Rattenberg, Radfeld, Breitenbach und Wörgl abgewickelt werden.
Um das Retentionsvolumen zwischen Kundl und Radfeld aufstocken zu können, wären bis zu 4 Meter hohe Schutzdämme um die betroffenen Häuser und Höfe notwendig. Bei vielen Betroffenen ist dies eine Frage der Existenz und aus Sicht der Bürgerlichen Kundler Liste BKL daher völlig inakzeptabel. Zudem sehen wir nicht ein, dass die Gemeinden Kundl und Radfeld alleine 22% des Retentionsvolumens Tirols bereitstellen sollen.
Diese Position vertraten wir bei den regelmäßigen Treffen mit dem Land und den Nachbargemeinden sehr resolut.
Zudem hat das Land eingeräumt, sich anfangs nur auf das Retentionsgebiet Kundl/Radfeld beschränkt zu haben. Mittlerweile hat es 2 weitere Retentionsflächen identifiziert, die sich ausbauen lassen. Damit ließe sich das Retentionsvolumen in Kundl/Radfeld drastisch reduzieren. Um wieviel wissen wir noch nicht genau.
Zumindest ist das Horrorszenario 4 Meter hoher Schutzdämme, das laut der Experten des Landes durchaus reell war, vom Tisch. Nachdem die Positionen jetzt klar festgelegt sind, kann es auch eine "Gesamtlösung" geben, denn wir in Kundl können nicht alles alleine schlucken.
Hochwasserschutz:
>> Der Hochwasserschutz ist der Bürgerlichen Kundler Liste BKL ein großes Anliegen, und wir werden uns bei diesem wichtigen Thema weiterhin für alle Kundler einsetzen und gemeindeübergeiffend denken!
Das Fachgutachten „Unterer Inn“ der Bundeswasserbauverwaltung in Tirol, welches auf einer Untersuchung des Inn von ca. 450 m flussab der Mündung des Zillers bis zur Wendlinger Brücke (Kufstein) basiert, zeigt, dass ein extremes Ungleichgewicht von bestehenden Retentionsflächen zwischen einigen Gemeinden herrscht.
Hochwasserschutz ist ein Thema welches eine überregionale und vor allem eine verantwortungsvolle Herangehensweise fordert. Wenn man das vorliegende Fachgutachten genauer betrachtet, fällt jedoch auf, dass allein in der Gemeinde Kundl 27,2 % (1,42 km2) an Retentionsflächen, gemeint ist hiermit die Rot-Gelbe Zone deren Flächen für den Hochwasserrückhalt notwendig sind, im Gefahrenzonenplan ausgewiesen sind, während in Wörgl zum Beispiel die ausgewiesenen Retentionsflächen lediglich 0,57% (0.03 km2) betragen.
Die Bilanz dieses Vergleiches zeigt, dass die Stadt Wörgl im Falle eines Hochwassers von der Aufnahmefähigkeit der Kundler Retentionsflächen profitiert.
Nun liegt es an der Tiroler Landesregierung diese bestehenden Ungleichheiten im Sinne der Gleichbehandlung auszugleichen und somit einen bestmöglichen Schutz für alle Gemeinden zu gewährleisten.
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com