
Kennen Sie Schwarzerde? Haben Sie schon einmal vom Terra PretaPrinzip gehört? Nein? - Dann ist jetzt die beste Gelegenheit, das zu ändern und einen spannenden Versuch am Kundler Oberfeld zu beobachten!
Der Einsatz von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft ermöglichte jene Städte und großen Ansiedlungen, von denen die Entdecker Südamerikas einst berichteten. Noch heute findet man die Beweise dafür in Form von Pflanzenkohle in der dortigen Erde. Das Terra-Preta-Prinzip funktioniert aber auch bei uns – im Oberfeld wird es von „Gartenneulingen“ umgesetzt. Mit aktivierter Pflanzenkohle im Boden steigt der Ernteertrag und das Gießen entfällt. Die Kohle speichert das Wasser aus den Regenfällen und gibt es bei Trockenheit an die Pflanzen ab. Dafür sorgen u. a. effektive Mikroorganismen, die ebenfalls im Boden wirken. Außerdem wird der CO2-Gehalt in der Atmosphäre gesenkt, daher auch der Begriff „klimaaktiv“.
„Klimaaktiv“ – wie geht das?
Bäume und Grünpflanzen nehmen während ihres Wachstums CO2 auf. Sterben sie ab, geben sie diese Menge wieder an die Atmosphäre zurück. Die CO2-Bilanz ist ausgeglichen. Werden diese organischen Stoffe aber verkohlt, also zu Pflanzenkohle gemacht, dann entweicht nur noch der Sauerstoff (O) in die Atmosphäre, der Kohlenstoff (C) bleibt als Pflanzenkohle über. Die Klimabilanz wird dadurch positiv. Mit den 30 Litern Pflanzenkohle, die im Oberfelder Gemüsebeet vergraben liegen, ist also weniger CO2 in der Atmosphäre als zuvor. Das ist klimaaktives Gärtnern in Kundl!
Das Gartenprojekt im Oberfeld
Elke Zach, Bewohnerin im Oberfeld und Lehrerin an der BHAK Wörgl, machte das Wissen um die Pflanzenkohle zu einem Thema für die Abschlussarbeit der nächsten 5. Klasse. Ein Teil der Abschlussarbeit ist ein kleines Versuchsfeld. Corona machte den Plänen einen kleinen Strich durch die Rechnung – so werkelte Frau Lehrerin eben allein am Gemüsefeld. Aber nur kurz, denn Elke blieb nicht allein. Zuerst folgte sie den Anleitungen von Georg Miggitsch, einem langjährigen Terra Preta-Hobby-Gärtner aus Bad Häring. Mit dem ersten Spatenstich kamen auch schon die Nachbarn neugierig herbei. Gemeinsam wurde (unter bravem Baby-Elefanten-Abstand) der Boden umgestochen, die Erde gelockert, der Rand abgesteckt und die aktivierte Pflanzenkohle aufgebracht. Darauf folgte eine dicke Schicht Grasschnitt, um den Boden vor Austrocknung zu schützen und die Humusbildung durch effektive Mikroorganismen anzukurbeln. Die ersten Pflanzen wurden gesetzt und Samen gesät. Das war im April
Flora & Fauna in Einklang
Hinter den Beeten und an den Rändern entstehen Blühstreifen für Bienen. In diesen Bereichen wurde pure Pflanzenkohle aufgetragen, da Insektenwiesen karge Böden bevorzugen. In den Erdbeer- und Gemüsebeeten befindet sich aktivierte Pflanzenkohle, die für höheren Ernteertrag sorgt und das Gießen unnötig macht. Zwei kleine Steinhügel sollen Eidechsen einladen. Und das Insektenhotel gleich daneben ist das nächste Projekt. Es wird nach und nach eingerichtet. Die „Oberfelder“ Andreas, Vera, Leon und Luca werden wohl fleißig mithelfen.
Vom Schul- zum Nachbarschaftsprojekt
Charly, Isabella, Esther, Christian, Reini, Sonja, Martin – alle sind vom Gartenfieber angesteckt und unterstützen die Initiative. Grasschnitt wird nicht abtransportiert, sondern am Gemüsefeld verteilt. Salat und Kräuter werden bereits gemeinsam geerntet und die Kinder freuen sich über die ersten Erdbeeren. Auch so manches nette Gespräch mit Spaziergängern entspann sich bereits rund um das Oberfelder Gemüsebeet. Über den Radiosender Ö1 kann man nachhören, was in Kundl passiert (auf der Ö1-Homepage nach den Gartentagen suchen und Beiträge aus Kundl und Bad Häring nachhören). Und was machten die Schülerinnen, die coronabedingt nicht aus ihren Orten kamen? Sie schnitten als Hausübung einen Film über die richtige Anwendung (anzusehen unter www.witch-house.at – terra preta Basis Set, richtige Anwendung) und berichten über Instagram von der Pflanzenkohle-Wirkung. Die Oberfelder garteln derweil weiter mit ihrer Pflanzenkohle, freuen sich über die Ernte und auf Spaziergänger im Kundler Oberfeld.